RIP – Sportler leben kürzer
Ein überraschendes Ergebnis auf Basis einer ungewöhnlichen Recherche.
Für eine Studie über die Lebenserwartung1 prominenter Personen generierte das Forscherpaar Catherine und Richard Epstein von der australischen University of South Wales aus Nachrufen, die zwischen 2009 bis 2011 in der New York Times erschienen sind, rund 1.000 Datensätze mit Angaben zu Alter, Geschlecht, Beruf und Todesursache.
Die erhaltenen Daten teilten sie dann nach Berufsgruppen in vier Kategorien:
- – SportlerInnen und darstellende KünstlerInnen (Schauspiel, Gesang oder Tanz)
- – kreative ArbeiterInnen (Literatur, Musik und bildende Kunst)
- – erfolgreiche Geschäftsfrauen/männer, PolitikerInnen und Militärs
- – AkademikerInnen und religiöse Würdenträger
Obwohl die erhaltenen Daten eine gewisse Schieflage haben, da sie zum Beispiel wesentlich mehr Informationen von Männern (813) als Frauen (183) enthalten und bestimmte soziale Hintergründe oder z. B. Drogenmissbrauch nicht berücksichtigen, wich die durchschnittliche Lebenserwartung nur leicht von der statistischen Lebenserwartung der US-BürgerInnen ab. Bei Männern war sie geringfügig höher, bei den Frauen niedriger.
Dies lässt sich möglicherweise aber mit den erhaltenen Studienergebnissen erklären. Der verhältnismäßig kleine Anteil an Frauen stammte vor allem aus der Gruppe der SportlerInnen und KünstlerInnen, und diese Gruppe hat laut Ergebnis der Studie überraschenderweise die geringste Lebenserwartung (im Durchschnitt 77,4 Jahre).
Am ältesten wurden die Personen aus der Gruppe Politik und Wirtschaft (84,7 Jahre), gefolgt von den AkademikerInnen (bzw. 83,3) und den Kreativen aus der bildenden Kunst (82,1 Jahre).
Es lebe der Sport?
Einerseits ist es natürlich erwiesen, dass Sport uns und unserer Gesundheit gut tut … allerdings macht hier wie bei allem die Dosis das Gift. Es gibt verlässliche Studien, dass hochintensives körperliches Training zu mehr oxidativem Stress führt, was wiederum vorzeitige Alterung2, Herzschäden3 und unter Umständen Demenz hervorrufen kann.
Es stellt sich – nicht nur aufgrund dieser „Promi-Studie“ – die Frage, unter welchen Umständen Bewegung schädlich sein kann. Was können wir tun, um von körperlicher Aktivität zu profitieren, ohne unsere Gesundheit zu gefährden? Der Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage scheint darin zu liegen, den Stresslevel während des Trainings zu steuern – genau gesagt, den oxidativen Stress zu begrenzen, der durch zu viele freie Radikale verursacht wird. Und an diesem Punkt bekommt unser Atemverhalten wieder einmal eine entscheidende Funktion.
Wer sind die freien Radikalen?
Durch den Abbau von Sauerstoff im Rahmen von Stoffwechselprozessen entstehen Moleküle, die als freie Radikale bezeichnet werden. Diese haben die unangenehme Eigenschaft, über die Maßen reaktionsfreudig zu sein und andere Zellen anzugreifen.
Wir alle erzeugen allein durch den Atemvorgang eine bestimmte Menge an freien Radikalen. Unter normalen Umständen ist das auch kein Problem, weil unser Körper in der Lage ist, diese bindungsfreudigen Moleküle mithilfe von Antioxidanzien und Vitaminen zu neutralisieren. Wenn wir aber unsere antioxidative Abwehr durch hohe sportliche Belastung mit zu vielen freien Radikalen überfordern, kann dies schwerwiegende Zellschäden zur Folge und auf Dauer negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.
Dies bezeichnet man dann als chronisch oxidativen Stress, und der kann dann unter Umständen früher als geplant zu einem Nachruf in der New York Times führen.