Balance und Wohlbefinden durch wechselnde Nasenlochatmung
Rechts Gas, links Bremse: So wirkt die spezielle Atemtechnik auf unseren Körper
Bereits im Shiva Svarodaya, einem 1300 Jahre alten tantrischen Text, wird beschrieben, dass sich die Nasenlöcher des Menschen abwechselnd sanft öffnen und verschließen. Diese Rhythmen sind laut Shiva Svarodaya für alle Menschen gleich und wiederholen sich jeden Monat. Sie helfen dem Körper, im Gleichgewicht und im Einklang mit Universum und Mitmenschen zu bleiben.
Aktivität oder Entspannung: Es kommt auf das Nasenloch an
Spezielle Yoga-Atemübungen bauen auf genau dieses Wissen auf. So unterstützt angeblich die Atmung durchs rechte Nasenloch konzentrierte Wachheit und aktives Tun. Atmet man hingegen über das linke Nasenloch, hat dies eine beruhigende Wirkung. Ungefähr 1200 Jahre nach der Niederschrift des Shiva Svarodaya, nämlich im Jahr 1895, beschrieb der deutsche Arzt Richard Kayser den Nasenrhythmus aus medizinischer Sicht. Er stellte fest, dass die Nasenschleimhaut eines seiner Patienten anschwoll und sich schloss, während das andere Nasenloch geöffnet blieb. Er beschrieb das sich abwechselnde Öffnen und Schließen der Nasenlöcher als sogenannten Nasenzyklus. Bei entzündeter Nase ist der Zyklus ausgeprägter und der Rhythmus beschleunigt sich.
Sind es die Triebe?
Im Unterschied zu den alten Indern schien Kayser dieser Rhythmus aber weniger vom Mond als vielmehr vom Sexualtrieb beeinflusst. Und tatsächlich ist das Naseninnere mit einem erektilen Nasengewebe ausgekleidet, das je nach Gesundheitszustand an- und abschwillt. Darüber hinaus sind die beiden Nasenhöhlen auch für die Kontrolle von Körpertemperatur und Blutdruck wichtig. Dem Gehirn werden außerdem Botenstoffe gesendet, die auf Stimmung, Emotionen und Schlaf Einfluss nehmen.
Gaspedal und Bremse
Generell bestätigt die Wissenschaft aber das tantrische Wissen. Das Atmen durch das rechte Nasenloch aktiviert das sympathische Nervensystem und wirkt für den Organismus wie ein Gaspedal. Der Kreislauf wird angeregt, die Körpertemperatur, Cortisolspiegel und Blutdruck steigen. Atmung durch das rechte Nasenloch aktiviert den „Kampf-Flucht-Mechanismus“, der den Körper in Wachsamkeit und Alarmbereitschaft versetzt. Die Einatmung links hingegen hat den gegenteiligen Effekt und wirkt als Bremspedal, weil das linke Nasenloch enger mit dem parasympathischen Nervensystem verbunden ist. Dies bewirkt Erholung, der Blutdruck sinkt, der Körper kühlt ab und die Angstempfindung reduziert sich. Die alten Inder haben es anscheinend doch schon gewusst …
Atmen fürs Wohlbefinden
Letzten Endes lässt der Nasenzyklus im objektiv-wissenschaftlichen Sinn aber noch einige Fragen offen. Dass er existiert, ist allerdings unbestritten. Wenn man bedenkt, dass er nicht nur beim Menschen, sondern bei allen Säugetieren vorkommt, ist das Grund genug, achtsam mit ihm umzugehen. Auf jeden Fall können wir unser Wohlbefinden durch unseren Nasenzyklus mit einfachen, gezielten Atemübungen aktiv beeinflussen und auf den Wechsel zwischen Aktivierung und Erholung einwirken.
Mit Yoga- und Atemübungen zu einem gesunden Gleichgewicht
Die Yogaübung NADI SHODHANA (Sanskrit für „Kanal“ und „Reinigung“) regt durch gesteuerte abwechselnde Atmung durch das eine oder andere Nasenloch verschiedenste Körperfunktionen an. Das hilft, den Körper in einem Zustand der Balance zu halten. Diese Pranayama-Praxis (Pranayama, bedeutet kurz gesagt die Zusammenführung von Körper und Geist durch Atemübungen) verbessert nicht nur die Lungenfunktion, sondern senkt auch die Herzfrequenz, den Blutdruck und die Belastung des sympathischen Nervensystems.
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